Aach Gude - Rheingauer Wörterbuch

„Jede Mundart ist Volksmundart, heimlich und sicher, aber auch unbeholfen und unedel, dem bequemen Hauskleid, in welchem nicht ausgegangen wird, ähnlich. Im grunde sträubt sich die schämige Mundart wider das rauschende Papier, wird aber etwas in ihr aufgeschrieben, so kann es durch treuherzige Unschuld gefallen.“
Joseph Kehrein, Volkssprache und Wörterbuch von Nassau, Zitat aus dem Vorwort

Nit nur für Haargeloffene!

Reichen die Wurzeln der Heimatsprache, wie Hedwig Witte in einem Gedicht sagt, immer noch „dief in de Boddem“ wie Rebwurzeln? Wir haben inzwischen von den Geisenheimer Forschern gelernt, dass die Rebe da, wo sie ausreichend Wasser in Oberflächennähe findet, gar nicht so tief wurzelt. Was die Sprache angeht beobachten wir, dass immer weniger Menschen im Rheingau von Klein auf das sprechen lernen, was wir Mundart nennen - auf gut Griechisch „diálektos“ - von légein „sprechen“ und día „auseinander, anders". Unsere Kinder lernen die Mundart bei der Fassenacht und bei den „Schlappmäulcher“ unseres Mundartvereins wie eine Fremdsprache. Die Vielen, die im Rheingau vorübergehend oder dauerhaft „zuziehen“ sind mit eigenen Mundarten, mit der Hochsprache oder mit einer anderen Muttersprache als Deutsch aufgewachsen. Sprache ist etwas Lebendiges. Sie entwickelt sich weiter mit denen, die sie sprechen. Wie viele Sprachen sind mit den Sprecherinnen und Sprechern ausgestorben!

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Trajekt

das, hier kein Pl., Fährschiff für Eisenbahnzüge, verkehrte bis zum Bau der Hindenburgbrücke zwischen dem preußischen Rüdesheim und dem preußischen Bahnhof Bingerbrück; auf der Rüdesheimer Seite bis vor Kurzem noch erkennbar an der Rampe, die zwischen Rüdesheim und Assmannshausen gegenüber der Nahemündung vom Bahndamm zur B 42 führte. Über die weitere Rampe, die an dieser Stelle zum Rhein führt, konnten die Waggons auf die Fähre rollen. Da das Trajekt die Fährgerechtigkeit für die Zwerchfahrten zwischen Rüdesheim und Bingen inne hatte, der Landepunkt auf der rechten Rheinseite aber fußläufig nur schwer erreichbar war, wurde zusätzlich das Trajektboodche eingerichtet, das die Querungswilligen von Rüdesheim aus nach Bingen beförderte; heute noch als Binger Schiffche unterwegs.

Blitzableider

der, Pl. gleich, Spott­name für den Schutzmann vor 1914 mit Pickelhaube und langem Säbel.

noggele

genoggelt, kurze Vokale, o betont, allg. für im Sitzen schlafen, auch bejahend nicken. Noggeler: kritikloser Mensch, Ja-Sager. Ich hab e Noggelche gemacht: Ich habe ein bisschen gedöst. Noggelcher waren aber auch die Figuren auf den Kästchen, mit denen noch in den1960er Jahren in den Kirchen um Spenden für die Mission in der dritten Welt geworben wurde. Sie hatten das Aussehen eines Negerkindes und noggelten dankbar nach einem Münzeinwurf.