„Jede Mundart ist Volksmundart, heimlich und sicher, aber auch unbeholfen und unedel, dem bequemen Hauskleid, in welchem nicht ausgegangen wird, ähnlich. Im grunde sträubt sich die schämige Mundart wider das rauschende Papier, wird aber etwas in ihr aufgeschrieben, so kann es durch treuherzige Unschuld gefallen.“
Joseph Kehrein, Volkssprache und Wörterbuch von Nassau, Zitat aus dem Vorwort
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sachliches Pronomen, e kurz und stimmlos, meist zu ’s verkürzt, allg. für das. Es Schibbche, es Meedche, ’s Klärche, aber auch für Feminina ohne Verkleinerung wie ’s Rosa, ’s Marrie. Gelängt steht es schlicht für ein weibliches Wesen: Do guck, ees. Außerdem Teil der Umschreibung für den Genitiv: ’S Müllers ihrn Schorsch.
genassauert, a kurz und betont, allg. für schnorren, auf Kosten anderer leben; vgl. schnorre. Es ist ganz wichtig, festzuhalten, dass nicht die Nassauer schnorren, sondern die Anderen! Und das kam so: Der Herzog von Nassau hatte in seinem Land keine Universität. Um diesen Nachteil für seine Landeskinder (von 1806 – 1866 auch die Rheingauer) auszugleichen, stiftete er an verschiedenen Universitäten, vor allem in Göttingen, Freitische. Das lockte natürlich auch fremde Studenten an. Wie Günther Leicher richtig feststellt, gab es damals noch keine Studentenausweise; die Berechtigung zum Freitisch ergab sich aus dem Dialekt. Den machten die Unberechtigten nach: sie nassauerten. Soweit diese Herleitung eine Legende sein sollte, könnte der Begriff sich auch von jidd. nossenen, rotw. nassenen: schenken ableiten.
abgerisse, kellerfachlich für das Öffnen des Kelterkorbs der hydraulischen Keltern und das Entfernen der Trestern nach dem Pressvorgang. Manchmal wurde der Tresterkuchen zur Erhöhung der Ausbeute met de Ribbelmiehl aufgelockert und ein zweites Mal ausgepresst, anders als beim Bubbes (s.d.) aber ohne Zusatz von Wasser und Zucker.